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Брошюра: НАДЕЖНЫЙ КАНАЛ «НАРОДНОЙ ДИПЛОМАТИИ» К 50 – ЛЕТИЮ ОБЩЕСТВА «РОССИЯ - ГЕРМАНИЯ»

Das Präsidium der Gesellschaft „Russland-Deutschland“ bedankt sich bei dem Lehrstuhl für Deutsch der MGIMO Universität für die Unterstützung bei der Übersetzung der Broschüre ins Deutsche und bei den MGIMO-Studierenden, die sich daran beteiligten:
Marina A. Chigasheva, Dr. phil, Leiterin des Lehrstuhls für Deutsch
Arina Aleshina, Masterstudentin
Anna Bezborodova, Bachelorstudentin
Daniil Dmitriev, Bachelorstudent
Mark Kondratyev, Masterstudent
Karina Kuzmina, Masterstudentin
Artyom Malyukov, Masterstudent
Anastasiia Matosova, Masterstudentin
Maria Ochneva, Masterstudentin
Evgenii Pankov, Masterstudent
Irina Pankratova, Bachelorstudentin
Anastasiia Polovinchikova, Masterstudentin
Ivan Sorochenko, Bachelorstudent
Artem Vedernikov, Masterstudent
Aleksandra Veselova, Masterstudentin
Inhaltsverzeichnis
ARGE-Präsident Walter Behrendt beim Treffen mit dem Präsidenten der Gesellschaft „UdSSR-BRD“ Leonid Samjatin
Das unter Mithilfe der Gesellschaft „UdSSR-BRD“ organisierte Treffen von Generalsekretär der KPdSU Leonid Breschnew mit Brigitte Dassler, Tochter des Gründers von „Adidas“, Hamburg
Sehr geehrte Leserinnen und Leser,

Peter Franke

Vorsitzender Bundesverband Deutscher West-Ost
Gesellschaften (BDWO) e.V., Berlin

Rolle der zivilgesellschaftlichen Initiativen als wesentlicher Bestandteil der deutsch-russischen Beziehungen

Es gibt Partnerschaften zwischen deutschen und russischen Städten, die mehr als 60 Jahre Geschichte haben, aber größtenteils wurden diese Partnerschaften in den 80er Jahren bis Mitte der 90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts aufgebaut.
Seit Mitte der 80er Jahre ist es zu wesentlichen Veränderungen sowohl in Russland als auch in Deutschland gekommen, so das sich Partnerschaftsarbeit auf neue Richtlinien konzentriert. Wenn es zunächst darum ging, angesichts des Kalten Kriegs Brücken zwischen Ost und West zu bauen, und das Interesse an der Aufrechthaltung von Partnerschaften mit östlichen Partnern wuchs, das sich zu einem unvorhersehbaren Grad Euphorie Ende der 80er Jahre entwickelte, haben die Wendungen sowohl in Deutschland als auch Russland auch die Beziehungen der Partnerstädte verändert. Humanitäre Hilfe, die von Anfang bis Mitte der 1990er Jahre von großer Bedeutung war, trat in den Hintergrund, während Kultur-, Schul-, Jugend- und Berufsausbildungsaustausch, Zusammenarbeit im Bereich Wirtschaft und Umweltschutz und Betreuung von Behinderten in den Vordergrund rückten. Um die Teilnehmer der Partnerschaftsbewegung zu unterstützen, ihre Bemühungen zu koordinieren und sie zusammen zu bringen, werden seit 1987 zwischen deutschen und russischen Partnerstädten Konferenzen abgehalten.
Die erste Partnerstadtkonferenz noch in Zeiten der Sowjetunion fand in der Hauptstadt des Saarlandes Saarbrücken statt, die zu dieser Zeit bereits seit Jahrzehnten Partnerschaften mit der Hauptstadt der ehemaligen Sowjetrepublik Georgien, Tiflis, unterhielt. Dieser ersten Konferenz folgten Konferenzen in Almaaty (1989) und in Biberach (1991), die damals noch für deutsche und sowjetische Städte bestimmt waren. Die erste Konferenz nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion, die 1993 in Moskau stattfand, war nur an die deutschen und russischen Partnerstädte gerichtet. Der Moskauer Konferenz folgten Treffen in Berlin, Moskau, Suhl, Jekaterinburg, Hamburg, Wolgograd, Rothenburg ob der Tauber, Uljanowsk, Karlsruhe, Krasnodar, Düren und zuletzt 2021 in Kaluga. Alle Konferenzen zogen eine Rekordzahl von Teilnehmern aus beiden Ländern an. So nahmen weder mehr noch weniger 700 Menschen an der Konferenz in Düren teil.
Während sich anfangs die Partnerstädtekonferenzen vor allem auf Bürgermeister und andere verantwortliche Funktionsträger der Partnerstädte ausrichteten, wurden sie später vor allem für Partnervereine und Freundschaftsgesellschaften bestimmt, die an der Zusammenarbeit im Gemeindebereich und an der Entwicklung der bilateralen Kooperation im allgemeinen interessiert waren. Die Konferenzteilnehmer bemühen sich, Perspektiven und engere Zusammenarbeit zwischen den NGOs und den Gemeinden beider Länder auf regionaler und gemeindlicher Ebene zu thematisieren. In wechselnden Sitzungen der Arbeitsgruppen, auf Diskussionsforen und in einzelnen Reden wurden und werden die Herausforderungen bei der Entwicklung der Partnerschaftsaktivitäten nüchtern analysiert und mit großer Begeisterung diskutiert. Im Rahmen verschiedener Konferenzen waren der BDWO und die Gesellschaft «Russland-Deutschland» für die Vorbereitung von Arbeitsgruppen im wichtigen Bereich «Sprache und Kultur» zuständig.
In Deutschland gibt es auch Freundschaftsvereine mit Russland, die auf mehr als 60 Jahre aktiven Freundschaftsbeziehungen basieren, die meisten solcher Vereine und Gemeinschaften wurden jedoch prinzipiell erst in den 1980er und Mitte der 1990er Jahre gegründet. Diese Vereine und Gemeinschaften setzten jedes Mal ihre Aktivitäten unter neuen Voraussetzungen fort. Sie nutzten dabei ihre langjährigen Erfahrungen und langjährigen Kontakte vor Ort und ließen sich von der Idee leiten, dass sie sich dem gegenseitigen Verständnis zwischen den Völkern und dem Dialog der Kulturen gewidmet haben.
In den deutsch-russischen Gesellschaften und Partnerschaftsvereinen agieren in verschiedenen Bereichen der deutsch-russischen Beziehungen, insbesondere in der Partnerstadtbewegung deutsche Bürger. Sie alle werden durch die gemeinsame Tätigkeit vereinigt, die sich auf Friedens-, Freundschaftsentwicklung und Interessenausgleich mit der Russischen Föderation sowie mit anderen Staaten des postsowjetischen Raums richten. Mit Begeisterung streben sie danach, ihre partnerschaftlichen Beziehungen in der ganzen Bundesrepublik, sowohl auf kommunaler als auch auf regionaler Ebene zu verstärken, wobei sie ihre langjährigen Kontakte nutzen. Die Kontakte, die im Bereich Jugend- und Schulaustausch, Berufsausbildung, Sport, Forschung und Kultur oder Verwaltungs- und Managementkooperation binnen Jahrzehnten geknüpft worden sind. Grundsätzlich basieren sie auf vertrauensvollen Beziehungen zwischen den Teilnehmern der Partnerschaftsbewegung.
Es ist doch kein Geheimnis, dass der Tatendrang und der Wille zum Handeln nicht von der reinen Vernunft diktiert werden, sondern von Emotionen, Interessen und Liebe zu einer Sache oder zu bestimmten Menschen. Deshalb besteht der erste und maßgebliche Schritt bei der Partnerschaftsentwicklung darin, die Voraussetzungen für persönliche Treffen zwischen Bürgern, insbesondere Jugendlichen, zu schaffen. Durch das gegenseitige Kennenlernen kann Freundschaft entstehen, die sich oft in eine dauerhafte Zusammenarbeit verwandeln kann. Deren Grundstein dafür kann durch gemeinsam entwickelte Projekte gelegt werden, die ein ständiges Merkmal von Freundschaftsvereinen sind.
Ausschlaggebend sind Sprachkenntnisse. Anfang der 1980er Jahre war das Interesse fürs Erlernen der russischen Sprache in Deutschland ja relativ gering, aber in den letzten Jahren ist es stabil geworden. Dazu trägt das BDWO-Projekt „Russomobil“ bei. Die russische Sprache eröffnet Jugendlichen und sogar jungen Erwachsenen nicht nur die Perspektiven eines anderen Maßstabs und kultureller Entwicklung, sondern auch berufliche Möglichkeiten.
Der bilaterale Jugend- und Schüleraustausch sollte sich aber nicht nur auf Russischlernende beschränken. Besonders wichtig ist dabei die Entwicklung des interkulturellen Dialogs und der interkulturellen Toleranz. Das wichtigste Element der Tätigkeit der Freundschaftsvereine und Gemeinschaften bleibt nach wie vor Entwicklung bestehender Verbindungen zwischen den Partnerstädten, da deren Mitglieder oft diejenigen sind, die diese Partnerschaften lebendig machen, infolgedessen normale Bürger miteinander ins Gespräch kommen und sich der Austausch nicht ausschließlich auf die Mitarbeiter der Kommunalebene beschränkt. Dort, wo Stadtbehörden und Bürgervereine zusammenarbeiten, um Partnerschaften zu entwickeln, werden diese Verbindungen in vieler Hinsicht wirklich lebendig.
Heutzutage stehen die Vereine und die Initiatoren der Städtepartnerschaften und Freundschaftsgesellschaften vor der Herausforderung, Partnerschaftsprojekte in Politik, Kultur sowie Berufs-, Schul- und Jugendaustausch zu entwickeln und umzusetzen, wobei sie Fremdenfeindlichkeit diskret und offen bekämpfen.
Diese Tätigkeit, auch wenn sie vor Ort nur in geringem Umfang durchgeführt wird, soll gerecht eingeschätzt werden.
Alle Austauschprogramme wurden in den letzten Jahren durch Pandemie beeinträchtigt. Und derzeit befinden wir uns in einer äußerst prekären Lage, aber wir werden alles tun, um die Partnerschaften am Leben aufrechtzuerhalten, das kann aber nicht allein mit virtuellen Mitteln erreicht werden!
Wir gratulieren der Gesellschaft „Russland-Deutschland“ zu ihrem Jubiläum und werden gemeinsam alle Maßnahmen treffen, um unsere langjährigen Kontakte und Erfahrungen vor Ort zu pflegen. In unserer Tätigkeit bleiben wir den Idealen des gegenseitigen Verständnisses zwischen den Völkern und der Notwendigkeit des interkulturellen Dialogs treu.

Dina Sokolowa

Leiterin des Russischen Koordinationsbüros für die Jugendzusammenarbeit mit der Bundesrepublik Deutschland und Mitglied des Deutsch-Russischen Rats für die Jugendzusammenarbeit

Rolle und Möglichkeiten der NGOs für Bewahrung und Verstärkung der deutsch-russischen Jugendkontakte

Die Jugendzusammenarbeit zwischen Russland und Deutschland hat eine mehr als 50-jahrelange Geschichte, sie war immer ein integraler Bestandteil der bilateralen Beziehungen und ein effektives Mittel der Volksdiplomatie.
Die Teilnahme an gemeinsamen Veranstaltungen lässt Jugendliche einander besser kennenlernen, für sich Kultur, Geschichte, Traditionen und das Alltagsleben im Partnerland entdecken und davon einen objektiven Blick gewinnen. Direkte Kommunikation zwischen den Jugendlichen trägt langfristig zum gegenseitigen Verständnis und Vertrauen zwischen unseren Völkern bei.
In den 60er-90er Jahren des 20. Jahrhunderts entwickelten sich die Kontakte der sowjetischen Jugendlichen sowohl zur Deutschen Demokratischen Republik, als auch zur Bundesrepublik Deutschland sowie zu Westberlin.
Der größte Teil aller deutsch-russischen Jugendkontakte kam der DDR zu (im Durchschnitt nahmen etwa 10 Tausend Personen jährlich beiderseits am Jugendaustausch teil). Die gegenseitigen Reisen der Studenten und Schüler erfolgten auf Basis mehrerer zwischenstaatlichen Verträge und Abkommen (Abkommen über Ausbildung der DDR-Bürger an den sowjetischen Universitäten vom 12. Mai 1952 / Abkommen über kulturelle und wissenschaftliche Zusammenarbeit zwischen der UdSSR und der DDR vom 1. Dezember 1964, Vertrag über Freundschaft, Zusammenarbeit und gegenseitigen Beistand zwischen der DDR und der UdSSR vom 7. Oktober 1975 u. a. m.). An der Vorbereitung der russischen Jugenddelegationen waren die Sowjetische Gesellschaft für Freundschaft mit der DDR und ihre Regionalverbände aktiv beteiligt. Die Freundschaft mit der DDR half, verbreitete Vorurteile gegen Deutsche und das Deutsche an sich in den ersten Nachkriegsjahren in der UdSSR zu überwinden. Zur Änderung dieser Vorurteile trugen die immer wieder ausgebauten wirtschaftlichen, kulturellen und einfach zwischenmenschlichen Beziehungen bei, auch zwischen den Jugendlichen beider Länder.[1]
Humanitäre Kontakte zwischen der UdSSR und der Bundesrepublik Deutschland wurden breiter nach der Normalisierung der bilateralen Beziehungen im Jahre 1970 und der Unterzeichnung des Vertrags über die Grundlagen der Beziehungen, in dem die Unversehrbarkeit der Grenzen nach dem Krieg anerkannt wurde. Höchst auffällig waren gemeinsame Anti-Kriegs-Veranstaltungen der Jugendlichen. Traditionelle Parolen solcher Jugendinitiativen waren Kampf für Frieden, allgemeine Abrüstung und Nie wieder Faschismus. Diese Veranstaltungen fanden im Format der Friedens- und Freundschaftsfestivals, Konferenzen, Jugendseminare und Freundschaftszüge statt. Diese Praxis war auch für Jugendaustausch mit Westberlin anwendbar. Mitte der 80er Jahre entstanden erste Kontakte mit deutschen Jugendnichtregierungsorganisationen aufgebaut wie „Naturfreundejugend Deutschlands“, „Deutsche Sportjugend“, „Christlicher Verein Junger Menschen“ u. a. m. Ende der 80er Jahre wurden die Jugendkontakte mit der Bundesrepublik Deutschland aufgrund aktiver Beziehungen auf lokaler Ebene weniger zentralisiert. Der westdeutsch-sowjetische Jugendaustausch betrug jährlich in der Regel nicht mehr als 1000 Jugendliche beiderseits. [2]
Von 1989 bis 2005 erfolgte die deutsch-russische Jugendzusammenarbeit aufgrund des Abkommens über den Jungendaustausch, das in Bonn zwischen der UdSSR-Regierung und der Bundesregierung am 13. Juni 1989 zur Förderung und Entwicklung der umfassenden und freundlichen Beziehungen zwischen den Jugendlichen aus beiden Ländern unterzeichnet wurde. Laut Abkommen wurde für Entwicklung und generelle Koordinierung des Jugendaustausches der Rat für Jugendaustausch gegründet, in dem staatliche und kommunale Behörden sowie zivilgesellschaftliche Vereine beider Länder auf paritätischer Grundlage vertreten waren. Das Abkommen umfasste den Jugendaustausch in Bereichen Kultur, Sport, Umweltschutz, Städtepartnerschaften, Politik, Geschichte, Wirtschaft usw. sowie Teilnahme der Jugendlichen aus allen gesellschaftlichen Branchen und sozialen Schichten sowohl auf kollektiver, als auch individueller Grundlage.
Seit 1998 wurde der Entwurf eines neuen bilateralen Abkommens über die Zusammenarbeit im Bereich Jugendpolitik besprochen: Zuerst im Rahmen der ersten Gesprächsrunde der deutsch-russischen zwischenstaatlichen Konsultationen im Juni 1998 in Bonn, dann beim Arbeitstreffen der deutschen und russischen Experten im Juli 2003 in Berlin und danach auf der deutsch-russischen Jugendkonferenz „Zukunft zusammen schaffen“ im Oktober 2003 in Jekaterinburg. Nach der sechsten Runde der deutsch-russischen zwischenstaatlichen Konsultationen am 9. Oktober 2003 wurde das Kommuniqué über den Ausbau des deutsch-russischen Jugendaustausches und über die Gründung der Koordinierungsbüros zu seiner Förderung unterzeichnet. Und schon am 21. Dezember 2004 im Rahmen der siebten Runde der deutsch-russischen Regierungskonsultationen wurde das Abkommen zwischen der russischen Regierung und der Bundesregierung über Jugendzusammenarbeit abgeschlossen (In Kraft getreten am 5. Oktober 2005).[3]
Das neue Abkommen schuf eine solide Basis für intensivierten Jugendaustausch, ließ thematisch und geographisch gemeinsame Projekte ausbauen und das ganze System der deutsch-russischen Jugendzusammenarbeit modernisieren.[4] Die nach dem Abkommen geschaffenen Strukturen bilden eine solide Grundlage für dieses System. Prioritäten und Leitlinien der bilateralen Jugendverbindungen werden von dem Deutsch-Russischen Rat für die Jugendzusammenarbeit bestimmt, der auf paritätischer Grundlage Vertreter der staatlichen und kommunalen Stellen sowie gesellschaftlichen Organisationen und Vereine beider Länder vereint und Jugendaustausch fördert. Die nationalen Koordinierungsbüros, die im Jahre 2006 in Russland und in Deutschland gegründet wurden (Russisches Koordinierungsbüro für Jugendzusammenarbeit mit der Bundesrepublik Deutschland und Stiftung Deutsch-Russischer Jugendaustausch), leisten praktische Hilfe den Teilnehmern und Organisatoren des Jugendaustausches. Für die Umsetzung des Abkommens sind seitens der Regierungen das Ministerium für Forschung und Hochschulbildung der Russischen Föderation und das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zuständig. Das Abkommen sieht den Jugendaustausch auf staatlicher, regionaler und kommunaler Ebene, auf kollektiver oder individueller Grundlage zu soziopolitischen, sozioökonomischen und ökologischen Themen sowie in kultureller und sportlicher Dimension und im Rahmen Städtepartnerschaften vor, mit der Beteiligung der Jugendlichen aus allen Regionen, gesellschaftlichen Bereichen und sozialen Schichten.
Zur Bildung und Stärkung des Systems der russisch-deutschen Jugendzusammenarbeit trug maßgeblich Unterstützung seitens der beiden Regierungen bei. Im Jahre 2006 beschlossen bei der achten Runde der russisch-deutschen Regierungskonsultationen Russlands Präsident und der Bundeskanzler, die Schirmherrschaft über das Jugendaustauschprogramm zu übernehmen. 2016-2017 fand auf Initiative des russischen Präsidenten und des deutschen Bundeskanzlers und unter der Schirmherrschaft der Außenminister beider Staaten das russisch-deutsche Jahr des Jugendaustauschs statt.
Neben Schulen, Universitäten, Berufsfachschulen und Einrichtungen für Jugendarbeit sind Jugend- und andere Nichtregierungsorganisationen die wichtigsten Akteure bei der russisch-deutschen Jugendzusammenarbeit.
Zur wesentlichen Erweiterung der Zusammenarbeit zwischen den Jugendorganisationen trug die 2004 unterzeichnete Vereinbarung zwischen dem Nationalrat der Jugend- und Kinderverbände Russlands und dem Deutschen Bundesjugendring bei, auf deren Initiative seit 2005 jährlich das Russisch-Deutsche Jugendforum stattfindet, das eine Plattform für effektive Kommunikation und Interaktion zwischen Jugend-NGOs der beiden Länder darstellt. Das Forum verfolgt das Ziel, junge Leute in die Entwicklung der bilateralen Jugendzusammenarbeit durch Gestaltung von Projektinitiativen, Entwicklung einer aktiven Lebensposition, Erfahrungsaustausch und Besprechung aktueller Tagesordnung bei der Umsetzung der Jugendpolitik und Jugendarbeit in Russland und Deutschland sowie Entwicklung gemeinsamer Empfehlungen aktiv einzubeziehen.
Seit 20 Jahren arbeiten der überregionale gesellschaftliche Verein „Jugendring der Russlanddeutschen“ und der Bundesverband „Deutsche Jugend in Europa“ (DJO) zusammen, wobei jährlich etwa 30 Jugendaustauschprojekte sowohl auf nationaler als auch auf regionaler Ebene in Erfüllung gebracht wurden.
Einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung des Jugendaustauschs im Breitensport und der bilateralen Jugendkooperation leisteten der Russische Studentensportbund und der Deutsche Sportjugendverband, deren Partnerschaft mit Unterstützung von Koordinierungsbüros im Jahre 2017 ins Leben gerufen wurde. Bilaterale Foren von Organisatoren des Sportjugendaustauschs sind zu traditionellen Veranstaltungen in diesem Bereich der Zusammenarbeit geworden, wodurch mehr als 50 Partnerschaften zwischen russischen und deutschen Sportjugendvereinen entstanden sind.
Eine aktive Entwicklung der Jugendzusammenarbeit im Rahmen von Städtepartnerschaften zwischen Russland und Deutschland zwischen 2017 und 2021 wurde u. a. durch die Unterstützung des Deutsch-Russischen Forums e. V. möglich, mit welchem gemeinsam Russisches Koordinierungsbüro für die Jugendzusammenarbeit mit der Bundesrepublik Deutschland und die Stiftung "Deutsch-Russischer Jugendaustausch" das Jugendforum der Partnerstädte Russlands und Deutschlands ausgetragen hatten.
Die Beteiligung junger Menschen an wichtigen Entscheidungen bei der Entwicklung bilateraler Jugendbeziehungen wird durch den Deutsch-Russischen Rat für die Jugendzusammenarbeit sichergestellt, zu dem auch Vertreter des Nationalrates der Jugend- und Kinderverbände Russlands und des Deutschen Bundesjugendrings, des Russischen Studentensportbundes und des Deutschen Sportjugendverbands, der überregionalen öffentlichen Organisation „Jugendring der Russlanddeutschen" gehören.
Zu dem traditionellen Format, das darauf abzielt, den aktuellen Stand der deutsch-russischen Jugendzusammenarbeit und der Möglichkeiten für ihre Entwicklung zu besprechen, haben sich Diskussionsplattformen unter Beteiligung von Vertretern verschiedener NGOs, Staatsmännern und Experten entwickelt, die von der Gesellschaft „Russland-Deutschland“ gemeinsam mit der Stiftung „Russki mir“, dem Russischen Koordinierungsbüro für die Jugendzusammenarbeit mit der Bundesrepublik Deutschland und mit der überregionalen öffentlichen Organisation „Jugendring der Russlanddeutschen" organisiert werden. Im Oktober 2016 und im April 2019 war Moskau Gastgeberstadt der Konferenz „Deutsch-russische Beziehungen: Rolle des Jugenddialogs“. Im Rahmen verschiedener Sektionen diskutierten die Teilnehmer über verschiedene Bereiche der Jugendzusammenarbeit zwischen Russland und Deutschland: Entwicklungsgeschichte der deutsch-russischen Jugendkontakte und Umsetzung des Regierungsabkommens im Bereich der Jugendzusammenarbeit, Zusammenarbeit der Jugendverbände, Jugendaustausch im Sportbereich, Aktivitäten der Jugendbewegung der Russlanddeutschen, Entwicklung des akademischen und kulturellen Austauschs, Jugendvektor der Partnerschaft zwischen den Städten Russlands und Deutschlands, Entwicklung des Jugendparlamentarismus.
Solche Formate ermöglichten es einerseits, Jugendaustauschprojekte als positive Erfahrung bei der Entwicklung bilateraler Beziehungen zu popularisieren und andererseits die Bemühungen der Experten und Schlüsselakteure der deutsch-russischen Jugendzusammenarbeit zu vereinen, was Stärkung und Ausbau der Jugendbeziehungen zwischen Russland und Deutschland, Förderung neuer Initiativen und Projekte zur Folge hat.
Heutzutage, wenn alles ungewiss und unvorhersehbar ist, an Vertrauen in den deutsch-russischen Beziehungen mangelt, die meisten gemeinsamen Projekte ausgesetzt sind, sind die Kontakte zwischen den Jugendlichen wohl eine der wenigen Gelegenheiten für eine Interaktion zwischen Zivilgesellschaften und für eine konstruktive Diskussion über verschiedene Fragen, sogar über diejenigen, die am akutesten sind. Die deutsch-russischen Beziehungen hängen künftig weitgehend vom derzeitigen Stand des gegenseitigen Verständnisses der Jugendlichen und von den heute verfügbaren Möglichkeiten für einen ständigen und direkten Dialog zwischen jungen Menschen ab. Gleichzeitig ist es wichtig zu verstehen, dass ein Dialog nur auf der Grundlage gegenseitigen Respekts und unter der Berücksichtigung der Interessen beider Seiten möglich ist.
[1]Arefjew А.L. Jugendaustausch zwischen Russland und Deutschland: statistische und soziologische Analyse. Moskau: Zentrum für Sozialprognose, 2008. S. 14–20.
[2] Ibid.
[3] Krawtschenko I.I. Intelligenz und Herzen zugunsten: über deutsch-russische Jugendzusammenarbeit. In: Mezhdunarodnaja Zhisnʼ. 2010. No. 7. S. 52–65.
[4] Seit 2007 wurden jährlich mit Unterstützung der Lenkungsausschüsse etwa 600 bilaterale Jugendveranstaltungen mit rund 17000 Teilnehmenden abgehalten (vor der COVID-Pandemie).